Im Dezember konnte der Markt die Kursverluste vom November wieder aufholen. Im Detail sah die Performance der großen Weltbörsen im Dezember wie folgt aus: S&P 500 +4,4%, NASDAQ100 +1,2%, DAX +5,2%, Eurostoxx50 +5,8%, FTSE100 +4,6%, der Nikkei 225 +3,5% und der MSCI World (EUR) +3,1%. Unser globaler Aktienfonds Brand Global Select hat mit einer Monatsperformance von +1,6% den Monat ebenfalls deutlich positiv abgeschlossen.
Die Zuwachsraten bei den Unternehmensgewinnen flacht ab
Die Unternehmensgewinne wachsen derzeit nicht mehr so stark wie in den letzten Monaten. Dies ist auch nicht sonderlich überraschend, weil die niedrige Vergleichsbasis zu den Unternehmensergebnissen von vor einem Jahr bislang von den Auswirkungen der Corona Pandemie in der Mitte des Jahres 2020 geprägt waren. Dieser Effekt der dynamischen Gewinnerholung ist nun ausgelaufen. Dies führt nunmehr dazu, dass die Gewinndynamik der Unternehmen auf ein Normalniveau zurückgeht. Zwangsläufig wird diese nun auch seine Auswirkungen auf die Kursdynamik des Jahres 2022 haben. Wir müssen also auf Basis der derzeitigen globalen Wirtschaftslage mit einem deutlich reduzierten Gewinnwachstum im Jahr 2022 rechnen.
Dies hat für die Börse zwei Effekte: Von den Anlegern werden nunmehr verstärkt jene Unternehmen favorisiert werden, die trotz des allgemein abflachenden Gewinnwachstums dennoch in der Lage sind, aufgrund ihrer Unternehmensausrichtung überproportionale Gewinnsteigerungsraten zu erwirtschaften. Anders ausgedrückt, der Markt wird sich noch stärker als bisher auf echte Wachstumswerte konzentrieren. Gleichzeitig stellt die derzeit relativ hohe Inflation die Notenbanken vor ein großes Problem. Um die Inflation zu bekämpfen, müssten sie eigentlich die Leitzinsen anheben. Alleine angesichts der international hohen Staatsverschuldung in Folge der Corona Pandemie ist dies jedoch nur sehr eingeschränkt möglich. Dieser eingeschränkte Handlungsspielraum ist mittelfristig eine gute Unterstützung für den Aktienmarkt.
Das Ende des ultra-niedrigen Zinsniveaus ist jedenfalls vorgezeichnet, was sich dämpfend auf die Performance der dividendenstarken Aktien auswirken wird, da nunmehr festverzinsliche Veranlagungsformen wieder tendenziell lukrativer werden. Hier ist US Notenbank der Vorreiter dieser zu erwartenden Entwicklung. Vorläufig ist jedenfalls diese Entwicklung noch nicht wirklich am Zinsmarkt angekommen. Die 10-jährige US Staatsanleihe rentiert immer noch bei rund 1,5% und die 10-jährige deutsche Staatsanleihe bei -0,2%.
Die Corona Pandemie hat auch positive Folgen
Ja, kaum zu glauben, aber es gibt auch zumindest mittelfristig Effekte der Corona Pandemie. Die Unternehmen hatten die Chance, unnötigen Kostenballast abzuwerfen und die betrieblichen Abläufe zu optimieren. Die daraus resultierenden Produktivitätsgewinne werden im Laufe des Jahres 2022 deutlich sichtbar werden. Hinzu kommen noch all jene Wirtschaftszweige, die aufgrund technologischer Entwicklungen ein unverhältnismäßig hohes Unternehmenswachstum aufweisen sollten. Besonders vorteilhafte Entwicklungen sind besonders im Bereich der Elektrofahrzeuge, künstlicher Intelligenz, 5G, Halbleiter und Internetsicherheit zu erwarten. Diese Bereiche werden ihre eigene Gewinndynamik aufweisen, wie immer sich auch die Zinslandschaft oder die globale Wirtschaft in den nächsten Monaten weiter entwickeln wird. Hier liegen die Investmentchancen mehrheitlich im Bereich der US Aktien. Abgesehen vom Bereich der Elektrofahrzeuge hat Europa leider wieder einmal keine führende Rolle in den restlichen, chancenreichen Bereichen der technologischen Innovation.
Was bedeutet dies nun für die Aktienmärkte in den kommenden Wochen?
Prinzipiell sind die Voraussetzungen für eine positive Marktentwicklung weiterhin gegeben. Die Unternehmensergebnisse werden sich wohl auch aufgrund des derzeitigen inflationären Umfeldes tendenziell weiterhin positiv entwickeln, wenngleich die Gewinndynamik erwartungsgemäß nachlassen wird. Festverzinsliche Veranlagungsformen sind derzeit nach wie vor keine echte Anlagealternative, da eine echte Realverzinsung trotz Zinserhöhungstendenzen derzeit nicht abzusehen ist. So gesehen bleiben Aktien die einzige echte Alternative im Bereich der liquiden Vermögensveranlagung, welche eine echte Realverzinsung des eingesetzten Kapitals ermöglicht. Somit sollten sich auch die Aktienmärkte mittelfristig positiv entwickeln.
Executive Summary
- Das Ende der ultra-niedrigen Zinspolitik der Notenbanken kommt sicherlich, wenngleich auch mittelfristig alleine aufgrund der globalen Staatsverschuldung nur in einem sehr begrenzten Ausmaß.
- Für die Aktienmärkte bleibt die mittelfristig positive Markteinschätzung weiterhin bestehen, wenngleich die Gewinndynamik merklich nachlassen wird.
- Der US Dollar hat sich im Dezember gegenüber dem Euro kaum bewegt. Die tendenzielle Stärkeneigung des US Dollars gegenüber dem Euro bleibt jedoch unberührt.
US Aktienmarkt
Die neuesten Wirtschaftszahlen der US Volkswirtschaft zeigen im Detail folgendes Bild:
Für das 3. Quartal 2021 lag das Wirtschaftswachstum bei +2,3%. Das ist etwas höher als die letzte Schätzung, die noch bei 2,1% lag. Für das 4. Quartal 2021 wird ein Wirtschaftswachstum von 2,3% erwartet. Die Inflationsrate lag im November bei 6,3% (nach 6,1% im Oktober). Die Arbeitslosenrate für November lag bei 4,2% (nach 4,6% im Oktober), die Lohnkostensteigerungen lagen im November bei +0,3% (nach +0,4 % im Oktober). Die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter betrugen im November +2,5% (nach +0,4% im Oktober). Die Kapazitätsauslastung der US Produktionsbetriebe betrug im November 76,8% (nach 76,5% im Oktober). Das Konsumentenvertrauen ist gesunken und lag im Dezember bei 70,6 nach 67,4 im November. Die neuesten volkswirtschaftlichen Zahlen deuten in Summe auf ein Anhalten des Wirtschaftswachstums bei weiter ansteigender Inflation hin.
Europäischer Aktienmarkt
Für das 3. Quartal 2021 betrug das Wirtschaftswachstum in der Eurozone auf Quartalsbasis +2,2% (nach +2,1% im zweiten Quartal). Die Schätzungen für das 4. Quartal 2021 liegen derzeit bei +2,2%. Damit befindet sich die Eurozone weiterhin auf einem stetigen Erholungskurs. Die Inflationsrate der Eurozone lag im November bei +4,9% (nach 4,1% im Oktober), die Arbeitslosenrate lag im Oktober bei 7,3% (nach7,4% im September). Die Kapazitätsauslastung liegt für das 4. Quartal bei 82,1% (nach 82,9% im 3. Quartal). Das Konsumentenvertrauen lag im Dezember bei -8,3 (nach -6,8 im Novmber). Das Konsumentenvertrauen ist somit wieder leicht gefallen. Die wirtschaftliche Erholung geht in Europa insgesamt weiter verlangsamt.
Asiatischer Aktienmarkt
Die wichtigsten asiatischen Aktienmärkte waren im Dezember durch eine generelle Seitwärtsbewegung gekennzeichnet. Der relativ schwächste der großen asiatischen Aktienmärkte war Indien, wo sich die leichte Marktkorrektur fortsetzte.
US Dollar
Ebenfalls in einer Seitwärtsbewegung befand sich im Dezember der US Dollar gegenüber dem Euro. Der Markt schwankte nur wenig um einen Mittelwert von 1,13. Prinzipiell ist für die nächsten Wochen aufgrund der fundamentalen Marktgegebenheiten allerdings weiterhin mit einer tendenziellen Stärke des US Dollars gegenüber dem Euro zu rechnen.
Rohstoffe
Der Rohölpreis konnte sich im Dezember rund um die Marke von 75 USD stabilisieren. Der Goldpreis war vom weltweiten Anziehen der Inflationsraten völlig unbeeindruckt und hat sich kaum verändert. Ähnliches gilt auch für die wichtigen Industriemetalle. Insgesamt tat sich an den Rohstoffmärkten im Dezember relativ wenig. Der Markt wirkte insgesamt eher richtungslos.
Rückblick auf das 4. Quartal
Insgesamt hat sich das 4. Quartal 2021 an den wichtigsten Aktienmärkten wieder recht erfreulich entwickelt. Der US Aktienmarkt hat das Jahr mit neuen Höchstständen beendet, die europäischen Märkte waren davon nur unwesentlich entfernt. Die insgesamt ruhige Marktentwicklung im 4. Quartal lässt darauf schließen, dass sich die Märkte selbst nach einer Jahresperformance von rund 25% auf dem hohen Niveau recht wohlfühlen. Aus diesem Grund ist aus heutiger Sicht auch für die nächsten Wochen mit einer prinzipiell positiven Marktentwicklung zu rechnen.
Alle hier dargestellten Aktienindizes sind Preisindizes.
Dr. Wolfgang Schiketanz
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